SCHUFA Holding AG 1 Milliarde Euro zu teuer in Bieterschlacht?

Das Bundeskartellamt hat den Übernahmeplänen sowohl der schwedischen EQT-Gruppe als auch der Team-Bank, die Teil der DZ-Bank-Gruppe ist, zugestimmt. Selbstverständlich prüft das Bundeskartellamt lediglich wettbewerbsrechtliche Aspekte eines solchen Vorhabens. Datenschutzrechtliche Aspekte bleiben üblicherweise außen vor.

Als größter Anbieter von SCHUFA-Auskunftsersuchen und Branchenexperte beobachtet selbstauskunft.de die Vorgänge sehr interessiert. Der Wert der SCHUFA Holding AG wird derzeit mit ca. 2 Milliarden Euro taxiert. Allerdings gibt es mehrere verschiedene Verfahren, mit denen der Wert eines Unternehmens festgestellt werden kann. Oftmals wird der Jahresgewinn oder der Jahresumsatz mit einem branchenüblichen Faktor multipliziert, um zu einem Ergebnis zu kommen. Dabei sind sich alle Beteiligten i.d.R. bewusst, dass es sich dabei um Näherungswerte handelt. Soweit also kein Problem. Kein Problem? Auch wenn Prognosedaten zur zukünftigen Entwicklung des Unternehmens natürlich berücksichtigt werden, fehlen doch in der Diskussion relevante Aspekte:

Aspekt 1: Datenqualität. Untersuchungen zufolge hantiert die SCHUFA mit bis zu 50% fehlerhaften oder veralteten Daten. Da Daten aber das Kerngeschäft der SCHUFA sind, stellt sich natürlich die Frage, was kann ein Datenhändler wert sein, dessen Assets zur Hälfte falsch sind? Möglicherweise 50% weniger als veranschlagt?

Aspekt 2: Vertrauen. Einer von selbstauskunft.de in 2021 durchgeführten repräsentativen Studie zufolge trauen 60% der Bevölkerung der SCHUFA wenig bis gar nicht über den Weg. In vielen Fällen resultiert dieses Misstrauen aus eigener Erfahrung mit falschen oder veralteten Einträgen. Auch hier die Frage: Ein Unternehmen mit Monopolstellung, das mit 2 Milliarden Euro bewertet wird, ist da das immense Vertrauensproblem bereits eingepreist? Oder sollte man hier bei der Bewertung einen kräftigen Abschlag kalkulieren?

Nun sagen Sie: da bleibt ja gar nichts mehr übrig? Das wäre wirtschaftlich natürlich nicht richtig. Immerhin ist die SCHUFA ein Unternehmen, das Jahr für Jahr satte Gewinne erwirtschaftet. Aber dennoch bleibt die Frage offen, ob diese beiden Hauptleiden der SCHUFA bei der Festsetzung des gigantischen Wertes von 2 Milliarden Euro ausreichend berücksichtigt sind. Hier bei selbstauskunft.de geht man davon aus, dass dem nicht so ist. Eine Wertdefinition eines Unternehmens ist schließlich immer auch eine vorweggenommene Gewinnprognose. Und ob in einer Zeit, in der Konsumenten immer kritischer werden im Umgang mit Ihren Daten und auch hinterfragen, ob ein Unternehmen in ihrem Interesse agiert, ein Unternehmen, das nach Gutsherrenart geführt wird, sich gelinde gesagt eher den Interessen der angeschlossenen Banken als denen der Endverbraucher verpflichtet fühlt, also ob da die Gewinne auch langfristig noch so sprudeln werden, sei zumindest hinterfragt.

Dies dürfte auch der Grund sein, weshalb die schwedische EQT-Gruppe plant, mit einem 3-stelligen Millionenbudget für Renovierungsarbeiten in das Projekt hineingehen zu wollen. Und damit ist das ein bisschen so, wie wenn unsereiner ein Haus kaufen möchte: Zum Kaufpreis kommen die Maklergebühren, das Dach muss gemacht werden und der Keller abgedichtet werden. Neue Heizungsanlage ist ebenfalls fällig und die Böden müssen eh raus und neu gemacht werden. Oftmals stellt sich dann die Frage, ob man angesichts der ganzen Mängel nicht lieber neu bauen sollte – insbesondere dann, wenn ein guter Teil des Renovierungsbudgets dafür draufgehen könnte, den alten Mieter, bzw. in diesem Falle Vorstand aus dem Hause zu bekommen.

Bildquelle: Adobe Stock, Shocked business man looking through papers with bills, Von pathdoc, DATEI-NR.:  212766734

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